Tschugger: Schweizer Kultserie mit bissigem Humor und schrägen Cops 

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Die Schweiz ist nicht unbedingt das erste Land, das einem in den Sinn kommt, wenn es um originelle, witzige und kantige Serien geht. Doch mit „Tschugger“ hat sich das geändert. Die SRF-Produktion hat es geschafft, nationale und internationale Zuschauer gleichermaßen zu begeistern – mit einem ganz eigenen Mix aus schwarzem Humor, schrägen Charakteren und unverkennbar alpinem Lokalkolorit. Der Titel der Serie, „Tschugger“, ist dabei Schweizer Slang und bedeutet so viel wie „Bulle“ oder „Polizist“. Und genau darum geht es: Polizisten im Wallis, deren Arbeit weniger CSI und mehr Chaos ist. Doch was auf den ersten Blick wie eine Parodie aussieht, entpuppt sich schnell als fein komponierte Serie mit Tiefgang, Witz und Herz.


Zwischen Kuhglocken und Blaulicht: Die Handlung von Tschugger

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Im Zentrum der Serie steht Polizist Bax Schmidhalter, gespielt von David Constantin, der gleichzeitig Mitschöpfer der Serie ist. Bax ist ein eigensinniger, altmodischer Provinz-Cop, der den Ton in der kleinen Polizeistation von Gluringen im Oberwallis angibt. Seine Methoden sind alles andere als modern, und sein Ego scheint größer als der Kanton selbst. Unterstützt – oder besser gesagt – gestört wird er von seinem jungen Kollegen Pirmin, einem enthusiastischen, aber naiven Neuzugang, der lieber nach Vorschrift arbeitet als nach Bax’ Bauchgefühl.

Die Fälle, mit denen sich das Duo konfrontiert sieht, reichen von scheinbar harmlosen Drogenfunden bis zu dubiosen Entführungen, illegalen Machenschaften im Tourismus und immer wieder persönlichen Verstrickungen, die tief ins Dorfleben reichen. Die Serie lebt dabei nicht vom Krimi allein, sondern von der grotesken Überzeichnung der Charaktere, dem Sprachwitz und der messerscharfen Satire auf Polizei, Bürokratie und dörfliche Machtdynamiken.

Was „Tschugger“ besonders macht, ist das Gleichgewicht zwischen Provinzposse und ernstzunehmender Erzählung. Die Geschichten sind zwar absurd, aber nie völlig unrealistisch. Sie spielen in einem glaubwürdigen Kosmos, in dem die Realität lediglich ein wenig überdreht wird – ganz so, wie das in wirklich guten Serien funktioniert.


Sprachwitz, Slang und Schweizer Charme

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Ein Markenzeichen von Tschugger ist die Sprache. Die Serie wird überwiegend im Walliserdeutsch gedreht – einem der eigenständigsten und für Außenstehende schwierigsten Schweizer Dialekte. Doch statt dies als Hindernis zu betrachten, macht die Serie daraus ein Alleinstellungsmerkmal. Mit Untertiteln versehen, wird der Dialekt sogar zu einem zentralen Teil der Komik. Das harte, manchmal fast unverständliche Walliserdeutsch passt perfekt zu den eigensinnigen Charakteren und verleiht der Serie Authentizität.

Sprachlich bewegt sich Tschugger zwischen rotzigem Slang, trockener Bürokratie-Sprache und unerwartet poetischen Momenten. Die Dialoge sind oft so geschrieben, dass sie beim ersten Hören wie Improvisation wirken – tatsächlich sind sie jedoch präzise pointiert und wirken genau deshalb so natürlich. Viele Fans loben den Mut der Macher, auf Dialekt und Regionalität zu setzen, statt die Serie für den internationalen Markt zu glätten.


Vom Geheimtipp zur Kultserie

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Als „Tschugger“ im November 2021 erstmals auf SRF ausgestrahlt wurde, war es zunächst ein Geheimtipp. Viele Zuschauer waren skeptisch: Kann eine Schweizer Serie wirklich lustig sein, ohne platt zu wirken? Doch nach den ersten Folgen war klar: Ja, sie kann. Die Mischung aus Humor, Krimi und Lokalkolorit traf einen Nerv – sowohl bei jungen wie auch älteren Zuschauern. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie zum Kult und in den sozialen Medien gefeiert. Zitate, Memes und GIFs aus Tschugger verbreiteten sich im deutschsprachigen Raum – vor allem auf TikTok und Instagram.

Auch die Kritiker reagierten positiv. Die Serie wurde als „mutig“, „originell“ und „authentisch“ beschrieben – Begriffe, die man im Zusammenhang mit Schweizer Fernsehproduktionen selten hört. Schnell wurde eine zweite Staffel in Auftrag gegeben, später folgten Staffel 3 und 4. Mit jeder neuen Staffel wurde die Serie professioneller, ohne ihren anarchischen Charme zu verlieren.


David Constantin: Regisseur, Autor, Hauptdarsteller

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Einer der zentralen Gründe für den Erfolg von Tschugger ist sicherlich David Constantin, der nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern auch als Autor, Regisseur und kreativer Kopf hinter der Serie steht. Gemeinsam mit Co-Autor Mats Frey entwickelte er das Konzept aus dem Wunsch heraus, das Schweizer Fernsehen zu „entstauben“ und humoristisch auf ein neues Level zu bringen.

Constantin ist kein Unbekannter in der Schweizer Kulturszene. Der gebürtige Walliser kennt die Region, ihre Menschen und ihre Eigenheiten genau – und das merkt man in jeder Szene. Mit feinem Gespür für Situationskomik, aber auch für emotionale Tiefe schafft er es, eine Serie zu entwickeln, die nah an der Realität ist, ohne dokumentarisch zu wirken. Besonders bemerkenswert ist sein Gespür für Nebenfiguren – kaum eine Figur bleibt blass oder wirkt überflüssig. Jeder Charakter, ob Polizist, Pöstlerin oder Kleinkrimineller, bekommt seinen Moment.


Ein Spiegelbild der Schweiz – schräg, ehrlich, unterhaltsam

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Obwohl Tschugger auf den ersten Blick wie eine einfache Krimikomödie wirkt, erzählt die Serie mehr über die Schweiz, als man annehmen würde. Die Themen reichen von autoritären Strukturen über soziale Ausgrenzung bis hin zu Generationskonflikten, Gentrifizierung und dem wachsenden Einfluss des Tourismus. Besonders die Darstellung des Wallis als Mikrokosmos zeigt eine Gesellschaft im Wandel – zwischen Tradition, Fortschritt und kultureller Eigenständigkeit.

Auch der Umgang mit Autorität wird in Tschugger kritisch, aber humorvoll behandelt. Bax, der Hauptcharakter, steht sinnbildlich für alte Polizeistrukturen: autoritär, konservativ, impulsiv. Sein Gegenspieler Pirmin wiederum verkörpert den modernen Beamten: korrekt, digitalisiert, idealistisch. Der ständige Schlagabtausch zwischen den beiden steht nicht nur für persönlichen Zwist, sondern für einen gesellschaftlichen Konflikt – zwischen gestern und heute.


Internationale Beachtung und Streaming-Erfolg

Mit dem Erfolg in der Schweiz blieb auch internationale Aufmerksamkeit nicht aus. Die Serie wurde auf Sky Show, ARD Mediathek und arte verfügbar gemacht und erreichte damit ein breites Publikum im deutschsprachigen Raum. Auch Festivalauftritte, etwa beim „Séries Mania“ in Lille, verschafften Tschugger internationale Anerkennung.

Die Streaming-Zahlen belegen den Erfolg: Besonders in Deutschland und Österreich erfreut sich Tschugger wachsender Beliebtheit. Es ist eine der wenigen Serien aus der Schweiz, die den Sprung über die Grenzen geschafft hat – nicht durch Hochglanzoptik, sondern durch Authentizität, Humor und Charme.


Zukunft der Serie: Bleibt Tschugger seiner Linie treu?

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Mit mehreren Staffeln auf dem Buckel stellt sich natürlich die Frage: Wie lange kann eine Serie wie Tschugger ihre Qualität halten? Bisher scheint das Team um David Constantin den Spagat zwischen Weiterentwicklung und Markentreue zu meistern. Die Serie wird technisch raffinierter, bleibt aber erzählerisch und sprachlich ihren Wurzeln treu.

Die Macher haben angekündigt, weiterhin auf reale Themen, starke Dialoge und Charakterentwicklung zu setzen. Dabei bleibt offen, ob die Serie langfristig expandiert – etwa mit Ablegern, Spin-offs oder gar einem Kinofilm. Klar ist: Der Kosmos von Tschugger ist groß genug, um noch viele Geschichten zu erzählen – und das Publikum ist bereit dafür.


Fazit: Tschugger ist mehr als nur eine Comedyserie

Tschugger ist ein Phänomen, das zeigt, wie viel Potenzial in regionalen Stoffen steckt, wenn sie mit Herz, Verstand und Mut umgesetzt werden. Die Serie ist nicht nur witzig, sondern auch gesellschaftlich relevant, sprachlich originell und erzählerisch stark. Sie beweist, dass Schweizer Fernsehen auch international konkurrenzfähig sein kann – wenn man sich traut, eigene Wege zu gehen.

Wer noch nicht in die Welt von Bax, Pirmin und dem Walliser Wahnsinn eingetaucht ist, sollte es dringend nachholen. Denn „Tschugger“ ist nicht nur Unterhaltung – es ist ein kulturelles Statement, das zeigt: Die Schweiz kann mehr als Alpenpanorama und Krimireihe – sie kann auch richtig gute Serien machen.

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